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Ernst Reuter Schule Pattensen

Platz St. Aubin 1, 30892 Pattensen

Unsere Schule ist eine Kooperative Gesamtschule und liegt in der ländlichen südlichen Region Hannover. Wir sind die einzige weiterführende Schule im Stadtgebiet Pattensens und nehmen alle Abschlüsse vom Förderschulabschluss bis zum Abitur ab. Es kommen mittlerweile fast alle Pattenser Schüler*innen und auch viele aus den umliegenden Kommunen Springe und Hemmingen zu uns.

Einblick in unsere Schulentwicklungsarbeit

Seit 2015 haben wir den gesamtschulischen Entwicklungsprozess der Ernst-Reuter-Schule Pattensen deutlich intensiviert. Der zu diesem Zeitpunkt etablierte Unterricht sowie sein angesichts der zunehmenden Heterogenität der Schüler:innen immer offensichtlicher dysfunktionale heimliche Lehrplan standen in einem deutlichen Widerspruch zu unserem Wunsch nach Potentialentfaltung für alle Schüler:innen mit der Zielvorstellung eines selbständigen, sich seiner Stärken bewussten, verantwortlich handelnden Menschen, der unter Nutzung neuer Technologien lebenslang lernt und sich für demokratische Werte engagiert, und auf dieser Basis Lebenszufriedenheit erlangt. 

Wir begannen die Veränderungen mit drei Schulleitungsmitgliedern in einem Intensivseminar bei der Initiative Schule im Aufbruch, dem Einbeziehen der gesamten Schul- und der Fachbereichsleitungen sowie einem Auftaktvortrag für alle Kolleg:innen mit anschließender Diskussion in der Schulgemeinschaft. Hospitationen der Kolleg:innen an innovativen Schulen im gesamten Bundesgebiet, die Vernetzung mit Schule im Aufbruch und der Deutschen Schulakademie „Neue Oberstufe“ sowie mehrere Vorträge und Fortbildungen im Kollegium zu unterschiedlichen Schwerpunkten (unter anderem Beziehungslernen und Bildungstrends) vermittelten uns Grundlagen und weitere Impulse wie beispielsweise den themenorientierten Unterricht (IGS Oyten). Im Rahmen dieses Prozesses haben wir in Anlehnung an das von der Internationalen Kommission für Bildung im 21. Jahrhundert der UNESCO vorgelegten 4-Säulen-Modell unser Leitbild konkretisiert, seine fünf Leitsätze sind nun „Lernen zu handeln; Lernen zu sein; Lernen, zusammenzuleben; Lernen zu wissen; Lernen in der digitalen Welt zu agieren“. Wir haben den Wert der Beziehung ins Zentrum unserer Interaktion gestellt, sowohl innerhalb des Kollegiums als auch zwischen Lehrenden und Schüler:innen. 

Schon in dieser Phase haben wir den Early-Adaptors des Kollegiums niedrigschwellig ermöglicht, Veränderungen zu beginnen: aus dem Wahlpflichtbereich der Stufen 9 und 10 wurde so ein vierstündiger Unterrichtsblock und damit ein Projekttag; ebenfalls in diesen Jahrgängen wurde ein Global Goals-Kurs etabliert (Vorläufer des jetzigen FreiDay); individualisierte Lernformate wurden in Lehrerteams erprobt (Fachbereich Mathematik mit vielen Early Adaptors). Regelmäßig haben wir auf Dienstbesprechungen, in wöchentlich versandten Schulleitungsnews und an den Schulentwicklungstagen aktuelle Bildungsdiskurse vorgetragen, verbreitet und eingeordnet und tun dies bis heute. Der Haltungswandel im Kollegium ermöglichte, die „Kooperative Eingangsstufe KES.57“ zum Schuljahr 2019/2020 einzuführen. Den Kontakt in die Kommune haben wir aktiv intensiviert, und lokale Bildungslandschaften aufgebaut. Auch in der Elternschaft veränderte sich die Sicht auf unsere Schule. 

Wir wachsen seitdem mit der Umstrukturierung jahrgangsweise hoch, so dass unser erster KES Jahrgang mittlerweile in Stufe 10 angekommen ist und wir mit ihm die Lernformate für die jeweilige Stufe planen. Zeitgleich erproben wir auch außerhalb dieses Jahrgangs Innovationen; seit nun vier Jahren stellen sich Schüler in der 9. Klasse der „Herausforderung“, einem zweiwöchigen Projekt. Auch das „Deeper Learning“-Konzept wird in Jahrgang 11 von der Telekomstiftung begleitet, Pulsarwochen in der Oberstufe und verschiedene alternative Prüfungsformate. 

Im Projekt des niedersächsischen Kultusministeriums Bildung 2040 haben wir unsere Erfahrungen teilen und mehr Freiräume für staatliche Schulen einfordern können. Daraus entstanden ist das Modellprojekt Zukunftsschule, welches von der heutigen Kultusministerin J. Willie Hamburg weitergeführt und mit der Handreichung Schule gestalten – Freiräume nutzen konkretisiert wurde. 

Im Modellprojekt haben wir Anträge auf Einzelerlasse gestellt und erhalten, wie die Möglichkeit einige schriftliche Arbeiten in Jahrgang 5-10 durch alternative Prüfungsformate zu ersetzen, sowie andere, in den Lernformaten aufgeführte Veränderungen. Eine Umstellung auf Berichtszeugnisse bis zur 8. Klasse des Hauptschulzweiges konnte dennoch aufgrund einer Landesverordnung nicht ermöglicht werden (WeSchVO). Davon abweichend nutzen wir in der 8. Hauptschulklasse Lernentwicklungsberichte in den übergreifenden Fächern und geben dort keine Einzelnoten (MakerSpace, FreiDay, Musisch-Kulturelle Bildung, My Future). Bei der Potsdamer Erklärung 2023 für ein zukunftsfähiges Abitur haben wir im Netzwerk Bündnis für ein zukunftsfähiges Abitur mitgewirkt und die Erklärung verbreitet.

Ausblick: unser Entwicklungsfokus

Nach einer Flächenevaluation der KES57 durch das NLQ im Herbst 2024, dessen Ergebnisse uns nun vorliegen, besteht ein Arbeitsschwerpunkt der kommenden Jahre in der Anpassung des Eingangsstufenkonzeptes hinsichtlich dem Aspekt der Begabtenförderung. In der Verstetigung des Eingangsstufenkonzepts sind aber schon neue Gedanken in Planung: Medienethik, Draußen-Schule in GSW und NTW, Anbahnung Freiday, Lernlevelniveaus. 

Auch die Frage alternativer Bewertungszeugnisse in diesen Jahrgängen im Rahmen des Modellprojekts Zukunftsschule (beispielsweise für die Schüler:innen des Hauptschulzweigs: Ersatz des Halbjahreszeugnis durch Lernentwicklungsgespräche, uvm.) könnten möglich werden. In den Jahrgängen 8-10 sind wir gerade in der Erstumsetzung. Dabei werden agil erste Umsetzungsprobleme gelöst (beispielsweise FreiDay statt sechsstündig wieder vierstündig in Jahrgang 8, dafür Einführung Medienethik mit Fokus auf KI, Deepfakes, Social Media). In Hinblick auf die Fokussierung in der Oberstufe im Schuljahr 2025/2026 sind wir in der akuten Vorbereitungsphase der neuen E-Phase, wobei Lerncoaching ein zentrales Element sein wird. Ebenso werden massive räumliche Veränderungen am Ende des Schuljahres vorgenommen werden, damit neue Lernformate wie Deeper Learning, Design-Thinking, Silence Room, Input-Räume, Meditationsräume ermöglicht werden. 

Als weitergehende Vision haben wir eine veränderte Abiturprüfung mit kollaborativen Elementen oder Präsentationsprüfungen, wobei sich unsere Vorstellungen in Ansätzen auch in der neuen Oberstufenverordnung wiederfinden lassen. Im Bereich der Evaluation stehen mehrere Strukturveränderungen an, da nun mehrere Jahrgänge mit veränderten Lernformaten und dem Haltungswandel die Schule durchlaufen haben. Eine großflächige Datensammlung und -auswertung der Bildungsbiografien muss strukturiert, organisiert und umgesetzt werden (Schulzweigwahl 5 in Verbindung mit dem Abschluss 9/10 bzw. Oberstufe), Auswertung der Lernstandserhebungen in Jahrgang 5, Auswertung der Biografien von Schüler*innen mit Migrationshintergrund.